POLITISCHE FEDER | Palliative Care: Endlich die Finanzierung regeln

Die Demenzerkrankung meiner Grossmutter konfrontierte mich als junger Student erstmals intensiver mit dem Lebensende, schweren Erkrankungen und dem Sterbeprozess. So lernte ich die Palliative Care kennen – Massnahmen, die das Leiden unheilbar kranker Menschen lindern und ihnen bestmögliche Lebensqualität bis zuletzt ermöglichen.
Später als Seelsorger begleitete ich Schwerkranke und Sterbende und erlebte die grossen Herausforderungen für Betroffene, Angehörige und Pflegekräfte. Vor 20 Jahren waren spezialisierte Angebote rar.
Die «Nationale Strategie Palliative Care» des Bundesamts für Gesundheit brachte dann vor über 15 Jahren Fortschritte. Doch die Finanzierung in der allgemeinen und spezialisierten, stationären und ambulanten Palliativpflege ist bis heute ungeklärt.
So werden immer wieder Palliativpatientinnen und -patienten in Akutspitäler eingewiesen, wo sie teure, unnötige Therapien erhalten, weil dort die Kosten gedeckt sind. Sie entscheiden sich gegen Pflegeheime oder Hospize, wo ein Grossteil der Kosten selber zu tragen wäre, obwohl die Gesamtkosten oft nur ein Drittel betragen. Glücklicherweise gibt es in verschiedenen Kantonen innovative Projekte, die teilweise privat oder durch den Kanton gefördert werden. Diese Pilotprojekte zeigen Möglichkeiten auf, wie es funktionieren kann.
«Immer wieder werden Palliativpatienten in Akutspitäler eingewiesen, wo sie unnötige Therapien erhalten, weil dort die Kosten gedeckt sind.» Marc Jost
Das Problem ist auch beim Bund seit Jahren bekannt. Der Ständerat hatte dem Bundesrat vor fünf Jahren bereits den Auftrag gegeben, das zu lösen. Aber bis heute liegt keine Gesetzesvorlage auf dem Tisch. Das hat mich wütend gemacht und mich veranlasst, eine parlamentarische Initiative («Palliative Pflege – Finanzierung klären») einzureichen, damit das Parlament selber eine Lösung erarbeiten kann.
Ich freue mich, dass die zuständigen Kommissionen (SGK) beider Räte grünes Licht dazu gegeben haben. Nun kann die SGK des Nationalrats eine Vorlage erarbeiten und den Fehlanreiz beseitigen. Das dürfte eine enorme Stärkung der Palliative Care bedeuten.
Marc Jost, Nationalrat EVP, Thun BE
Foto: Privat