ARTISET als wichtige Akteurin positionieren

18.07.2022 Elisabeth Seifert

Die Präsidien der Föderation ARTISET und ihrer drei Branchenverbände thematisierten in Gesprächen anlässlich der Delegiertenversammlung vom 21. Juni wichtige Aufgaben
der noch jungen Organisation. Es müsse gelingen, so der Tenor, dass ARTISET als innovative, kompetente Partnerin bei der Lösung wichtiger gesellschaftlicher Fragen wahrgenommen werde.

Das Zentrum Paul Klee in Bern ist ein geradezu idealer Ort für die erste Delegiertenversammlung der Föderation ARTISET mit ihren drei Branchenverbänden CURAVIVA, INSOS und YOUVITA. Die markante Architektur des Zentrums mit der Aufteilung in drei Hügel, die durch die Lage an der Autobahn praktisch allen Menschen in der Schweiz ein Begriff ist, weist gleichsam symbolhaft den Weg in die Zukunft.

Vom Veranstaltungsort inspiriert, skizzierten die Präsidien der Föderation und der Branchenverbände am Rande der Versammlung gegenüber dem Magazin ARTISET die zu bewältigenden Herausforderungen und gleichzeitig die grossen Chancen der noch jungen Organisation, die seit gerade mal sechs Monaten besteht.

Sämtliche statutarischen Geschäfte, die alle noch die Vorgängerorganisationen CURAVIVA Schweiz und INSOS Schweiz betrafen, wurden einstimmig genehmigt. Einstimmig gewählt wurde mit Catherine Staub zudem ein zehntes Mitglied des Vorstands der Föderation ARTISET. Catherine Staub ist Generalsekretärin bei Avop, der Waadtländer Vereinigung privatrechtlicher Organisationen für Menschen mit Unterstützungsbedarf.

Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen

Für Marianne Streiff, Co-Präsidentin von ARTISET, gehört zu den zentralen Aufgaben der kommenden Monate die weitere Konsolidierung der neu lancierten Föderation mit ihren Branchenverbänden.

Um die Interessen der Dienstleister für Menschen mit Unterstützungsbedarf zu vertreten, müsse die Organisationsentwicklung entlang agiler Prinzipien vorangetrieben werden. Dies erfordere der Wandel im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Umfeld sowie die zunehmende Komplexität in allen Tätigkeitsfeldern.

Nur mit einer flexiblen Organisation lasse sich sicherstellen, dass die Kompetenzen in der Facharbeit, der politischen Arbeit, in den Public Relations, bei den Dienstleistungen und im Bildungsbereich gut zusammenspielen. «So können wir mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alle Aufgaben zugunsten der Mitglieder optimal wahrnehmen», betonte Marianne Streiff. Als Orientierung diene dabei stets Artikel 7 der Bundesverfassung, welcher der Föderation ARTISET den Namen gab: Die Würde aller Menschen ist zu achten und zu schützen.

Co-Präsident Laurent Wehrli unterstrich gegenüber dem Magazin die Aufgabe, ARTISET mit ihren drei Branchenverbänden als «wichtige Akteurin zu positionieren, die zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen beiträgt».

Im Bereich der Dienstleister für Menschen im Alter betreffe dies in der Folge des demografischen Wandels die Rekrutierung von Fachkräften und die Bewältigung der steigenden Nachfrage nach Betreuung und Pflege. Im Bereich Menschen mit Behinderung stehe die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Zentrum, bei welcher die Mitglieder sowohl in der Arbeitswelt als auch für die individuelle Lebensgestaltung eine tragende Rolle einnehmen. Die Dienstleister im Bereich Kinder und Jugendliche sollen mit der entsprechenden Facharbeit insbesondere bei der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention unterstützt werden.

Gemeinsame Stärke

Aufseiten der Branchenverbandspräsidien hielt INSOS-Präsidentin Dagmar Domenig fest, dass sich ARTISET in den nächsten Monaten bei Behörden und in der Politik einen Namen machen müsse. Ziel sei es, dass die noch junge Organisation bei den nationalen Stakeholdern «rasch als kompetenter und innovativer Akteur wahrgenommen werde».

Ganz ähnlich meinte auch Marco Borsotti, Präsident des Branchenverbands CURAVIVA, dass es jetzt darum gehe, ARTISET innerhalb der Gesundheits- und Sozialpolitik weiterhin bekannt zu machen. Bei einer Reihe von politischen Geschäften müsse ARTISET im Interesse seiner Anspruchsgruppen Einfluss nehmen. Konkret sprach er etwa die Pflegeinitiative und die Ausfinanzierung von Pflege- und Betreuungsleistungen in den Institutionen an.

YOUVITA-Präsident Marco Camus thematisierte den nicht ganz einfachen Balanceakt, zum einen an den Gemeinsamkeiten und dem «Wir-Gefühl» der Föderation ARTISET zu arbeiten und gleichzeitig die einzelnen Branchenverbände als eigenständige Teile sichtbar zu machen. Marco Camus: «Ein Unterfangen, das immer wieder zu Zielkonflikten führen kann und das sorgfältig und stringent angegangen werden muss.»


Statements aus der DV


Die Stärke der Föderation ARTISET basiere auf den drei starken Säulen von CURAVIVA, INSOS und YOUVITA, sagte Dagmar Domenig. Neben der guten Koordination der gemeinsamen Themenfelder soll ARTISET indes auch sicherstellen, dass den unterschiedlichen Aufgaben der Branchenverbände ausreichend Rechnung getragen werde.

Mit Blick auf die spezifischen Aufgaben des Branchenverbands INSOS erinnerte Dagmar Domenig an das schlechte Zeugnis, das der UN-Ausschusses für die Rechte von Menschen mit Behinderung der Schweiz bei der Umsetzung der UN-BRK ausgestellt hat. «INSOS ist ein Brückenbauer, der massgeblich zur Erarbeitung von besseren Lösungen beitragen kann», nimmt sie den Verband selbst in die Pflicht.

Für den Präsidenten des erst sechs Monate alten Verbands YOUVITA steht fest, dass sich die Verantwortlichen mit der «Frage des Mehrwerts für die Mitglieder auseinandersetzen» müssen. Es gelte noch näher an den Bedürfnissen der Mitglieder dran zu sein und die entsprechenden Schwerpunkte und Prioritäten zu setzen. Weiter müsse es gelingen, so Marco Camus, eine nachhaltige Finanzierung der Verbandsarbeit zu sichern – und YOUVITA noch bekannter zu machen.

Der Branchenverband CURAVIVA werde sich, meinte Präsident Marco Borsotti, anlässlich einer Klausurtagung mit seiner Strategie befassen sowie klare Aktions- und Wirkungsziele erarbeiten. «Diese sollen den Institutionen mit ihren Bewohnerinnen und Bewohnern einen optimalen Mehrwert bringen.» Wichtig sei generell, dass weniger reglementiert werde und damit auch ein geringerer administrativer Aufwand anfalle.


Eindrücke von der Delegiertenversammlung

Der Stehlunch in der lichtdurchfluteten Halle des Zentrum Paul Klee animierte die Delegierten sowie Mitglieder der Verbandsgremien zu angeregten Gesprächen. Unser Fotograf Matthias Luggen hat sich unter die Gäste gemischt und einige Impressionen eingefangen. Im Forum gleich daneben fand im Anschluss die Versammlung statt.