EFAS: Einheitlich finanzieren, individuell pflegen und betreuen

13.05.2025 Laurent Zemp

Ab 2032 wird die Pflegefinanzierung in der Schweiz neu organisiert. Dies wird das Abrechnen im Pflegeheim grundlegend verändern. Die Rolle von CURAVIVA, Branchenverband von ARTISET, wandelt sich bereits heute: Der Verband erhält mit EFAS eine neue Rolle als Tarifpartner und wird bei der Ausarbeitung der Tarifstruktur auf nationaler Ebene seine Mitglieder aktiv vertreten.

EFAS ist die grösste Reform der Finanzierung im Pflegeheim seit der Einführung der Pflegefinanzierung im Jahr 2011. Denn sie läutet einen Paradigmenwechsel bei der Pflegefinanzierung ein und betrifft alle Institutionen, die Pflege gemäss KVG abrechnen. Künftig wird es keine kantonale oder kommunale Restfinanzierung mehr geben. Stattdessen finanzieren Versicherer und Kantone die ambulante und die stationäre Pflege gemeinsam, nach einem einheitlichen Verteilschlüssel. Anstelle des heutigen Systems mit fixen Beiträgen der obligatorischen Krankenpflege OKP pro Pflegestufe und variabler Restfinanzierung wird es Tarife für die Pflegeleistungen geben. Gemäss der gesetzlichen Vorgabe müssen diese Tarife kostendeckend sein für wirtschaftlich und in angemessener Qualität erbrachte Leistungen. Eine angemessene Pflegefinanzierung ist zentral, damit die Pflegeheime die Erbringung von qualitativ hochwertigen und effizienten Leistungen für betagte Personen weiterhin sicherstellen können. Im Kontext von demografischem Wandel und Fachkräftemangel ist das nicht weniger als eine Frage der Versorgungssicherheit. Die Integration der Pflege in EFAS ist darum auch ein politisches Signal: Pflege ist ein unverzichtbarer Teil unseres Gesundheitswesens.

Eine neue Rolle für den Branchenverband CURAVIVA

CURAVIVA, Branchenverband von ARTISET, bringt sich aktiv in die Verhandlungen zur Umsetzung von EFAS ein. Gemeinsam mit anderen Tarifpartnern (Senesuisse, Spitex Schweiz, ASPS, SBK, Prio.Swiss, GDK) sowie dem Bundesamt für Gesundheit arbeitet CURAVIVA an tragfähigen Lösungen mit. Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit Senesuisse, um die Branche der stationären Leistungserbringer mit vereinten Kräften und gemeinsamer Stimme zu vertreten. Ziel soll eine Lösung sein, die eine angemessene Finanzierung ermöglicht und mit verhältnismässigem Aufwand umsetzbar ist.

Die Finanzierung der Langzeitpflege verändert sich, dies wird ab dem 1. Januar 2032 direkt in jedem Alters- und Pflegeheim und allen weiteren Institutionen, die über das KVG abrechnen, spürbar sein. Die Rolle von CURAVIVA wandelt sich bereits heute. Denn der Verband erhält mit EFAS eine neue Rolle als Tarifpartner und wird bei der Ausarbeitung der Tarifstruktur auf nationaler Ebene seine Mitglieder aktiv vertreten.

«Es ist uns wichtig, die Kantonalver­bände aktiv miteinzubeziehen und die Mitglieder regelmässig zu informieren sowie sie bei ihren Aufgaben zu unterstützen.» Laurent Zemp, Projektleiter EFAS bei CURAVIVA

Als Projektleiter EFAS bei CURAVIVA werde ich diese neue Rolle mitgestalten können. Wichtig ist uns dabei, die Kantonalverbände aktiv miteinzubeziehen und die Mitglieder regelmässig zu informieren sowie sie bei ihren Aufgaben zu unterstützen. Um die Praxis möglichst gut in den Tarifen abzubilden, werden wir eine nationale Arbeitsgruppe von Fachpersonen aus Alters- und Pflegeheimen zusammenstellen und mit ihnen die technischen Entscheidungen vorbereiten und durchrechnen.

Es braucht gute Daten für gute Tarife

Um Pflegekosten sachgerecht im EFAS-Tarif abzubilden, braucht es für eine repräsentative Stichprobe eine solide, schweizweit vergleichbare Datengrundlage. Die Entwicklung der EFAS-Tarifstruktur wird sich auf Kosten-, Leistungs- und Finanzierungsdaten stützen. Das bedeutet beispielsweise, dass die Somed-Statistik sowie korrekt geführte Kostenrechnungen und Anlagenbuchhaltungen von grosser Wichtigkeit sein werden, um die Tarife zu bestimmen. Hier bieten die betriebswirtschaftlichen Instrumente von ARTISET/CURAVIVA eine wertvolle Orientierungshilfe und Unterstützung. Die korrekte Anwendung dieser Hilfsmittel ist dabei von grosser Wichtigkeit. Denn nur wer seine wahren Pflegekosten kennt und ausweist, kann auch eine faire und kostendeckende Finanzierung erwarten. Da es in Zukunft keine Restfinanzierung mehr geben wird, ist ebenfalls wichtig zu wissen, welche Zusatzfinanzierungen in den Kantonen heute existieren – zum Beispiel Spezialpflege oder Zuschläge für Palliative Care oder Demenz. Ebenfalls werden Daten aus den drei Pflegebedarfsermittlungsinstrumenten (Besa/Plaisir/InterRai) wichtig sein. Dort finden sich nebst den zwölf Pflegestufen unter anderem auch Hinweise zu Bewohnenden, die mehr als 240 Minuten Pflege pro Tag benötigen – so kennen einige Kantone heute im Rahmen der Restfinanzierung zusätzliche Pflegestufen. Auch die Daten aus Curatime-Zeitstudien werden eine wertvolle Grundlage sein.

Diese Daten der Pflegeheime werden als Erstes auf nationaler Ebene in die Erarbeitung der Tarifstruktur einfliessen. Diese Tarifstruktur muss von allen Tarifpartnern zusammen beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) zur Genehmigung eingereicht werden. Darauf aufbauend werden anschliessend die Tarife zwischen Leistungserbringern und den Einkaufsgemeinschaften der Versicherer verhandelt und von den Kantonen genehmigt. Auch dafür werden die Daten der Institutionen als Grundlage dienen, umso wichtiger ist eine gute Datenqualität. In diesem zweiten Schritt werden vor allem die Kantonalverbände gefordert sein, die auf die koordinative Unterstützung von CURAVIVA zählen können.

Sieben Jahre und viel Gestaltungsspielraum

Aktuell sind zu EFAS noch mehr Fragen offen als beantwortet und die Arbeiten haben eben erst angefangen. Dabei gibt es auch grundlegende Fragen zu klären, etwa ob es weiterhin die zwölf Pflegestufen geben wird – oder ob es überhaupt noch Stufen geben wird. Sicher ist, dass die heutigen Pflegestufen nicht ausreichend sind, um den Pflegebedarf aller Bewohnenden vollständig abzubilden und sich das mit EFAS ändern muss. Ebenfalls zu klären ist, wie neue Pflegeleistungen aus den Bereichen Palliative Care oder Demenz, zu denen aktuell im Parlament debattiert wird, in die zukünftigen Tarife integriert werden können. Auch die Rolle des technologischen Fortschritts insbesondere im Bereich Digitalisierung wird in die Überlegungen miteinbezogen und wird hoffentlich dazu führen, die Institutionen noch besser zu unterstützen und den administrativen Aufwand gering zu halten. So lange noch so viele Fragen ungeklärt sind, werden Annahmen getroffen und Arbeitshypothesen aufgestellt. Diese sind immer mit Vorsicht zu geniessen, und es bietet sich an, sorgfältig zwischen Annahmen und Fakten zu unterscheiden. Umso wichtiger ist es, sich laufend auf dem aktuellen Stand zu halten. Diese Möglichkeit bietet sich beispielsweise am 26. Juni 2025 im Rahmen des kostenlosen Webinars von CURAVIVA. Informationen und Anmeldemöglichkeit sind auf der Website von ARTISET zu finden.

Personenzentrierte Pflege finanzieren

Der Zeitplan mit dem Start von EFAS in der Langzeitpflege im Januar 2032 ist ambitioniert. Es stehen noch viele Etappen vor uns: Daten zur Finanzierungs- und Kostentransparenz sammeln, Tarifstruktur festlegen und genehmigen lassen, in 26 Kantonen Tarife aushandeln, Systeme den neuen Anforderungen anpassen und Mitarbeitende schulen. Zentral für unsere Branche und somit der Kompass der Arbeit von CURAVIVA ist die korrekte Finanzierung der personenzentrierten Pflege in guter Qualität und mit guten Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden. EFAS bietet Chancen, faire und transparente Rahmenbedingungen für die Pflegeheime zu schaffen – nutzen wir sie.

Informieren Sie sich am kostenlosen CURAVIVA-Webinar vom 26. Juni über EFAS