POLITISCHE FEDER | Es lebe das elektronische Patientendossier

26.04.2022 Edith Graf-Litscher,
Teilen

Ein Blick in die Medienwelt und Gespräche mit Fachpersonen lassen Düsteres erahnen: Das elektronische Patientendossier sei ein Fehlkonstrukt, ein PDF-Friedhof, der auf die Müllhalde gehöre. Tatsache ist, dass elektronische Patientendossiers auf Widerstand stossen und sie derzeit kaum genutzt werden.

Die Metapher, dass der Weg mit dem Start erst beginnt, hat das Umsetzungsorgan von Bund und Kantonen, eHealthSuisse, geprägt.

Die Politik hat zwei Möglichkeiten: das Patientendossiergesetz EPDG und die dazugehörenden Verordnungen zu revidieren oder neu zu starten. Bei einem Neustart müssten viele Punkte geregelt werden, die bereits geklärt sind, etwa die Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit.

«Elektronische Patientendossiers können zum Erfolg werden, falls der Bundesrat und das Parlament die ­richtigen Weichen stellen.»

Ich spreche mich also klar für die Weiterentwicklung aus. Der Bundesrat wird im April einen Richtungsentscheid fällen. Er hat den Weg vorgezeichnet, den ich unterstütze. Es braucht rasche Anpassungen auf Stufe Verordnung, und es braucht eine Revision des EPDG.

Für mich stehen folgende Aufgaben im Vordergrund:

  • Elektronische Patientendossiers müssen online eröffnet werden können.
  • Der Bund schafft die Voraussetzungen wie Schnittstellen zwischen Primärsystemen und dem EPD, damit Gesundheitsfachpersonen mit dem EPD prozessintegriert arbeiten können.
  • Die EPD-Infrastruktur, so die Identifikatoren von Gesundheitsfachpersonen und Patientinnen und Patienten, muss breiter genutzt werden können, damit Daten konsequent nur einmal erfasst werden müssen.
  • Die spezifischen Aufwände für das Führen von EPDs und die Kosten des Betriebs der Stammgemeinschaften / Gemeinschaften müssen korrekt entschädigt werden.

EPDs schaffen die Voraussetzung für die interprofessionelle Zusammenarbeit von Gesundheitsfachpersonen bei akuten und chronisch kranken Patientinnen und Patienten.

Am wichtigsten sind aber Anwendungen, die Nutzen stiften. Im Vordergrund stehen das «Patient Summary», elektronische Rezepte, Austrittsberichte und eImpfdossiers.

Ich bin überzeugt: EPDs können zum Erfolg werden, falls der Bundesrat und das Parlament die richtigen Weichen stellen.


Edith Graf-Litscher ist Thurgauer SP-Nationalrätin

Foto: Privat