POLITISCHE FEDER | Betreutes Wohnen reduziert zusätzliche Heimplätze

21.09.2022 Christian Streit

Für das Schweizer Parlament war bereits im Jahr 2019 klar: Es braucht eine Lösung zur Finanzierung von «Betreutem Wohnen» mit Ergänzungsleistungen (EL zur AHV). Denn heute führen rein finanzielle Gründe dazu, dass vulnerable Menschen nicht mehr eigenständig wohnen können, sondern – oft trotz bloss geringem Pflegebedarf – ins Pflegeheim eintreten. Um dies zu verhindern oder zumindest hinauszuschieben, überwiesen sowohl Nationalrat als auch Ständerat einstimmig eine Motion, welche eine gesetzliche Regelung verlangt.

Seither brütet das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) über der Lösung. Diese soll im Herbst 2022 endlich zur Diskussion veröffentlicht werden. Gemäss Obsan-Bericht 2022 drängt die Zeit: Bis ins Jahr 2040 benötigt die Schweiz aufgrund der demografischen Entwicklung über 50 000 zusätzliche Pflegeheimbetten. Dieser Bedarf könne auf 40 000 oder weniger reduziert werden, wenn leicht Pflegebedürftige im Betreuten Wohnen leben. Nur wenn die Finanzierung solcher Angebote über die EL sichergestellt ist, entstehen genügend geeignete Angebote.

«Mit einer günstigeren Wohnform kann Geld gespart werden, und zudem deckt Betreutes Wohnen die Bedürfnisse der betroffenen Personen besser ab.»

Von den Branchenverbänden wurde in einer ersten Studie geklärt, welche Bedürfnisse das Betreute Wohnen abdecken muss (Modell mit vier Stufen an Leistungspaketen). Eine zweite Studie äussert sich zur notwendigen Finanzierung dieser benötigten Leistungen in den vier Stufen. Damit ist die Grundlage für eine geeignete Gesetzgebung gelegt. Mit einer günstigeren Wohnform kann nicht nur Geld gespart werden. Vielmehr deckt Betreutes Wohnen gleichzeitig die Bedürfnisse der betroffenen Personen besser ab.

Es ermöglicht eine Aufrechterhaltung von Mobilität und sozialen Kontakten, während gleichzeitig die Sicherheit durch angepasste Infrastruktur und hausintern verfügbare Pflege und Betreuung garantiert ist. Eine 24-stündige Notrufbereitschaft mit unverzüglicher Interventionszeit gewährleistet für Bewohnende und Angehörige viel bessere Sicherheit als in einer üblichen Mietwohnung. Zudem ermöglicht die örtliche Nähe mehrerer Wohnungen optimale Effizienz und den gezielten Einsatz des Personals.


Christian Streit ist Geschäftsführer von Senesuisse.

 

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